„Neon Boneyard" – Wie Hofgang in einem skurrilem Knast
Nach einem viel zu kurzen Abstecher ins Valley of Fire besuchen wir zum ersten und vermutlich auch letzten Mal das Neon Museum in Downtown Las Vegas. Das Freilichtmuseum wurde im Trip Advisor unter die Top 20 – Attraktionen von Las Vegas gewählt.
Ich habe eine Reportage im deutschen TV gesehen und bin der Meinung, dass wir da unbedingt hin müssen. Nur dürfen sich TV-Teams sicher etwas freier bewegen als „normale" Besucher und zeigen natürlich nur Motive her, die man gut ins Bild setzen kann. Das ist bei den zahlreichen überdimensionalen Leuchtreklamen, die hier auf der viel zu kleinen Ausstellungsfläche kunterbunt hintereinander gestapelt sind, ziemlich schwierig bis schlicht unmöglich. Der „Neon Boneyard" kann nur auf einer guided Tour besichtigt werden.
Ich darf nicht mal allein aufs Klo gehen
Hier darf man echt keinen Schritt alleine machen. Ich darf nicht mal allein aufs Klo gehen. Wir müssen fast eine halbe Stunde auf unsere Tour warten und ich möchte das vorher noch erledigen. Nachdem ich die Örtlichkeiten im Museumsshop nicht finde, frage ich nach. Die Toiletten sind draußen und da darf keiner allein rum laufen. Also geht eine Kollegin mit und wartet vor der Tür, bis ich wieder raus komme.
Deutsche lassen in Las Vegas gerne etwas verschwinden...
Schließlich ist in Las Vegas so ziemlich alles möglich. Siegfried und Roy haben vor 1.500 Zuschauern einen ausgewachsenen Elefanten verschwinden lassen. Ich kann aber nicht zaubern und wäre auch kaum in der Lage, mir eine der überdimensionalen Leuchtreklamen unter den Arm zu klemmen und damit zu verschwinden.
Wahrscheinlich haben die Leute vom Neon Museum einfach Angst vor Vandalismus. Eigentlich ist hier schon so viel kaputt, dass das kaum noch auffallen würde. Außerdem ist das Gelände sicher Video-überwacht. Aber ehrlich gesagt könnte ich gegen Ende der Führung verstehen, wenn jemandem danach zumute wäre, irgendwo dagegen zu treten. Ich würde das aber trotzdem nie machen. Ich tobe mich lieber verbal aus.
Fotografieren wird zur Herausforderung
Bei der Führung passt neben dem Guide auch noch eine Kollegin auf, dass keiner aus der Reihe tanzt oder sich von der Gruppe absetzt. Natürlich will jeder fotografieren und so hat man ständig Leute im Bild. Normalerweise wartet man dann mehr oder weniger geduldig, bis die Leute aus dem Bild raus sind. Nur ist der weibliche Wachhund, der hinter der Gruppe her läuft, alles andere als geduldig und mahnt sofort beharrlich zum Weitergehen, wenn jemand länger als eine halbe Minute stehen bleibt, während der Guide mit den anderen bereits zur nächsten Attraktion weiter gewandert ist.
Das nervt!!!
Ganz so schlimm ist es natürlich nicht, aber es kommt uns so vor. Die Nicht-Fotografen sehen das natürlich deutlich entspannter. Aber wir wollen nun mal fotografieren.
Feel like a prisoner for one hour
Als Manfred einmal kurz einen Fuß hinter eine Absperrung setzt, um eine der überdimensionalen Leuchtreklamen besser fotografieren zu können, kommt sofort ein lautes scharfes ermahnendes SIR!
Langsam kommen wir uns hier nicht mehr vor wie zahlende Kunden in einem Freilichtmuseum, sondern wie Gefangene beim Hofgang in einem ziemlich skurrilen Knast. Eigentlich würde das irgendwie zu Las Vegas passen: „Feel like a prisoner for one hour" für 18 $ Eintritt.
Letztes Wiedersehen mit dem Treasure-Island-Piraten
In dieses Bild würde auch der gefallene Pirat vom Treasure Island passen, der hier seine letzte Ruhestätte gefunden hat und der langweiligen TI-Leuchtreklame weichen musste. Mir fällt hier spontan „totally idotic" ein. Natürlich sage ich das nicht laut. Das hätte ich aber vermutlich wagen können und es hätten wahrscheinlich auch alle zugestimmt. Zumindest sind sich alle einig, dass es um den Piraten ewig schade ist.
Nach einer Stunde werden wir wieder in die Freiheit entlassen. Irgendwie haben wir das Gefühl, dass sich die Begeisterung auch bei den anderen Besuchern eher in Grenzen hält. Keine Ahnung, wie das Neon Museum es bei Trip Advisor unter die Top 20 der Las Vegas – Attraktionen geschafft hat. Bei uns landet es definitiv unter der Negativ-Top-5 USA-weit, da aber ganz weit oben.