Chiricahua NM – Die sechs besten Stunden in Südarizona
Das Chircahua National Monument gehört immer wieder zu den Höhepunkten unserer USA-Reisen. Bei unserem ersten gemeinsam USA-Urlaub im Mai 1995 wollen wir eigentlich zum Grand Canyon. Dort bricht ein Schneesturm aus und die Wetterprognose ist für mehrere Tage so schlecht, dass wir uns ins sonnige Südarizona flüchten. Nach elf Stunden reiner Fahrtzeit kommen wir im Chircahua National Monument an und sind so begeistert, dass wir ab diesem Zeitpunkt sehr viele weniger besuchte Gebiete erkunden. So mancher früherer Geheimtipp ist mittlerweile sehr gut besucht.
Auch im nach wie vor wenig besuchten Chircahua National Monument ist am Samstag, 22. November 2014 deutlich mehr los als auf unseren früheren Wanderungen. In Südarizona ist im Winter Hochsaison, wegen der der extremen Sommerhitze. Das Wochenende macht sich natürlich auch bemerkbar. Am Nachmittag sind sehr viele Familien mit Kindern unterwegs.
Nice Hike ?
Das "Land der stehenden Felsen" liegt auf über 2.100 Metern (6.888 ft.). Die Temperaturen sind noch ziemlich frisch und teilweise weht ein strammer Wind. Ich bereue kurz, dass ich meine Jacke im Auto gelassen habe. Aber beim Gehen wird uns schnell warm. Im Sommer sind wir froh über Schatten. Heute freuen wir uns, wenn der Wanderweg in der Sonne liegt.
Gegen 11 Uhr treffen wir eine Gruppe Volunteers, die den Wanderweg instand setzen. Einer fragt: „Nice hike?" Definitively!
Die Folgen der lang anhaltenden Waldbrände im Sommer 2011 sind unübersehbar. Vereinzelt sehen wir blühende Pflanzen und Schmetterlinge, ein seltener Anblick im Winter. Später bieten zwei Eidechsen einen willkommenen Anlass für einen längeren Fotostopp. Der Wanderweg ist technisch nicht immer einfach. Auf 13,5 km (8,4 Meilen) ist in beständigen Auf und auch mancher Felsblock zu überwinden.
Heart of Rocks – Leichte Kraxelei für bizarre Felsformationen
Der schwierigste Teil ist definitiv der Heart of Rocks-Trail, den wir viel leichter in Erinnerung haben. Wir müssen uns durch enge Passagen zwängen und über sehr viele und teilweise auch relativ hohe Felsen klettern, nichts für Ungeübte oder Leute ohne Kondition. Ich komme mit einer Körpergröße von 1,68 m (ca. 5,5 ft.), teilweise fast an meine Grenzen und ich frage mich, wie deutlich kleinere Leute diese Kraxelei bewältigen.
Aber die bizarren Felsformationen wie Punch and Judy ("Kasperltheater"), Kissing Rocks oder Duck on a Rock sind die Anstrengung definitiv wert. Leider steht heute fast alles gegen das Licht. Also begnügen wir uns größtenteils mit den Fotos vom Mai 2010. Wir entdecken auf unserer 6-Stunden-Tour überall namenlose Formationen, in denen wir mit etwas Phantasie durchaus versteinerte Tiere und Figuren entdecken können.
Echo Park Trail – das spektakulärste Gebiet
Nach einer kurzen Mittagspause brechen wir um 12:45 Uhr zum Echo Park auf, für uns das spektakulärste Gebiet im Chircahua National Monument. Nach drei Stunden Wanderung in teilweise steilem und nicht ganz einfachem Gelände sind wir froh, als es erst einmal bergab geht.
Auf dem flachen Verbindungsstück zum Echo Park ist alle Anstrengung vergessen und wir fühlen uns, als wären wir gerade erst frisch und ausgeruht in unsere Tour gestartet. Ich ignoriere sogar erfolgreich, dass ich mir gerade eine Blase am linken großen Zeh laufe und halte bis zum Ende der Tour durch, obwohl wir natürlich ein Erste-Hilfe-Set mit Compeed Blasenpflaster dabei haben.
Die Landschaft um uns herum ist einfach grandios und fasziniert uns mehr als der Heart of Rocks Trail, vielleicht auch weil die bizarren Felsnadeln vor strahlend blauem Himmel im richtigen Licht stehen. Ob die vielen Kinder einen Blick für diese einzigartige Umgebung haben, wagen wir zu bezweifeln. Ein Mädchen winkt mir erschöpft. Ich winke zurück. Die meisten Kinder scheinen uns gar nicht zu bemerken und laufen mit gesenktem Kopf an uns vorbei. Eine Frau mit Kind lässt mich vorbei. Eigentlich wollte ich gerade fotografieren, bedanke mich aber höflich und gehe weiter. Scheinbar braucht da dringend jemand eine kleine Pause. Hier gibt es so viele Fotomotive, dass dieses eine Bild sicher nicht fehlen wird.
Im Laufe des Nachmittags begegnen uns immer mehr Wanderer in Turnschuhen, ein junger Mann trägt Badesandalen und einer läuft sogar barfuß. Eine junge Frau in leichten nicht-gelände-tauglichen Schuhen fragt uns gegen 15 Uhr, ob wir vom „Bottom" kommen. Für das Heart of Rocks ist sie entschieden zu spät dran. Es wird um 17 Uhr dunkel und sie hat offensichtlich keinerlei Ausrüstung dabei, also sicher auch keine Taschenlampe. Das wird uns erst viel später bewusst.
Vorerst sind wir voll und ganz auf die grandiose Umgebung konzentriert. Wir entdecken wieder viele Formationen, die keine klingenden Namen haben, wie den „Robben-Felsen" oder das versteinerte „Michelin-Männchen." Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Und meine Fantasie ist beim Entdecken bizarrer Felsformationen schier grenzenlos.
Für uns ist der Echo Park auch im November 2014 wieder der krönende Abschluss einer der spektakulärsten Wanderungen unseres gesamten Urlaubs.