Coyote Buttes South – 5. und letzter Versuch?
Die Coyote Buttes South machen uns bereits im Vorfeld ein wenig nervös. Genau wie bei der Wave sind auch in diesem angrenzenden Gebiet nur 20 Personen pro Tag zugelassen. Trotzdem hatten wir nie ein Problem damit, ein Permit zu bekommen. Das liegt vermutlich daran, dass die Coyote Buttes South nur über eine 50 km (31 Meilen) lange Piste und in einem Fahrzeug mit 4WD erreichbar sind.
Rückblick
Bei unserem ersten Versuch im Mai 2007 ist mir nach der Anfahrt so schlecht, dass wir auf der Wanderung nach einer halben Stunde umdrehen und zurück fahren. Ein paar Tage später können wir dieses einzigartige Gebiet erkunden und sind schlichtweg überwältigt. Ich bin sogar so überwältigt, dass ich Manfred aus den Augen verliere und erst nach zehn Minuten wieder finde. Er ist damals so überwältigt von der grandiosen Landschaft, dass er gar nicht bemerkt hat, dass ich weg war.
2010 geben wir unser Permit zurück, weil ich mir einen leichten Infekt zugezogen habe und die Coyote Buttes South in dem etwas angeschlagenen Gesundheitszustand zu heftig gewesen wären.
2012 kommen wir auf der Anfahrt trotz GPS vom Weg ab und bleiben fast in einem Sandhügel stecken. Das Schild stand damals natürlich nicht da. Nach bangen Minuten mitten im Nirgendwo fahren wir unverrichteter Dinge wieder zurück und nehmen uns fest vor, im nächsten Urlaub wieder zu kommen. Also ist die Aufregung im Vorfeld durchaus begründet.
Verspätete Anfahrt mit Hindernissen
Nachdem wir am Morgen noch bei der Wave Lotterie vorbeischauen (natürlich wieder ohne Erfolg), sind wir eigentlich viel zu spät dran für die lange Anfahrt zu den Coyote Buttes South. Immerhin gibt es mittlerweile eine kleine Karte und die Piste kommt uns auch mehr nicht so krass vor wie früher, obwohl sie nach dem extrem trockenen Sommer allgemein sehr sandig ist. Vielleicht liegt es auch daran, dass Manfred heute deutlich langsamer fährt, obwohl wir spät dran sind. Aber wir wollen nicht riskieren, dass mir wieder schlecht wird wie bei unserem ersten Versuch im Mai 2007.
Also ist erst mal alles ganz easy, bis das GPS aus der Halterung fällt und den Trail verliert. Und schon haben wir uns wieder verfahren. Aber das gehört bei uns eigentlich dazu. Heute landen wir auch nicht in einem fast unüberwindbaren Sandhügel wie beim letzten Mal.
Nachdem das GPS noch einmal aus der Halterung fällt und wir uns wieder verfahren, nehme ich es in die Hand und wir kommen gut ans Ziel. Mittlerweile ist es fast 13 Uhr. Bei den angenehm kühlen Temperaturen ist das kein Problem, abgesehen davon, dass die Tage Ende November unangenehm kurz sind. Aber bis 17 Uhr werden wir es schon schaffen. Auf dem Parkplatz steht nur ein Auto aus Utah.
Irgendwas passt es heute einfach nicht ...
Wir essen noch eine Kleinigkeit und dann geht es los in eines der umwerfendsten Gebiete im Südwesten der USA.
Leider werfen uns die Coyote Buttes South heute so um wie beim ersten Mal. Das Gebiet ist immer noch atemberaubend und hoch spektakulär, keine Frage. Aber heute lassen die spektakuläre Landschaft mit ihren farbenprächtigen und teilweise bizarren Felsen und die grandiose Einsamkeit in dieser einzigartigen Naturkulisse nicht alle Anstrengungen vergessen, vor allem nicht die lange Rückfahrt auf der 50 km (31 Meilen) langen Piste mit der Gefahr, einen Teil davon in der Dunkelheit fahren zu müssen.
Der Muskelkater von der Bryce Canyon-Wanderung vom Vortag macht es auch nicht unbedingt besser. Außerdem sind wir ständig darauf bedacht, uns nicht aus den Augen zu verlieren wie 2007, weil wir immer noch nur ein GPS dabei haben und ich ganz nebenbei keinen besonders guten Orientierungssinn habe (vorsichtig formuliert).
Deshalb überlasse ich das Navigieren auch Manfred. Auf der Suche nach der „Mini-Wave" kommt uns die Umgebung plötzlich seltsam vertraut vor. Wir sind im Kreis gelaufen. Mittlerweile ist es fast 15 Uhr. Also begnügen wir uns mit dem Foto von 2007 und beschließen umzudrehen - wieder mal.
Nach 2,5 Stunden, 4,3 km (2,7 Meilen) und 280 Fotos kommen wir zu unserem Auto zurück. Wenig später kommt das junge Paar an, dem das zweite Auto auf dem Parkplatz gehört. Die beiden wirken happy, so wie wir nach unserer ersten Wanderung im Juni 2007.
Muss es wirklich Offroad und total ab vom Schuss sein ?
Wir stellen wieder einmal in Frage, ob wir unbedingt Gebiete erkunden müssen, die so schwer erreichbar sind. Zwei weitere Abstecher ins unerschlossene Backcountry in New Mexico animieren uns zu ähnlichen Überlegungen.
Die Wanderungen im Zion und im Bryce Canyon waren auch spektakulär, grandios und absolut fantastisch. 550 Fotos im Bryce Canyon und über 600 Fotos im Zion sagen mehr als 1.000 Worte. Verlaufen oder verfahren kann man sich da auch nicht. Die grandiose Einsamkeit wird spätestens dann zum Problem, wenn irgendetwas passiert. Das kann eine britische Familie bestätigen, die wir bei unserer Wanderung zu den Emerald Pools im Zion NP treffen. Die Frau ruft am Parkplatz verzweifelt nach ihrem Mann und ihrem Sohn und bittet alle Passanten, nach den beiden Ausschau zu halten. Wir treffen die Vermissten dann tatsächlich und erfahren, dass sie ihrerseits verzweifelt nach einer blonden Frau suchen. In den Coyote Buttes South hätte ich keinen fragen können, ob er oder sie vielleicht einen Mann mit einer Kamera gesehen hat, der den gleichen Hut und den gleichen Rucksack hat wie ich...
Wenig später werfen wir unsere Bedenken bereits wieder über Bord. Als wir einige Wochen später zu Hause die Fotos von den Coyote Buttes South anschauen, sind wir ziemlich sicher, dass wir wieder in dieses einzigartige Gebiet fahren wollen.