Wanderung zu den Emerald Pools –
Die schönen Seiten des Winters
Die schönen Seiten des Winters
Nach der langwierigen Offroad-Fahrt zu den Coyote Buttes South hat auch Manfred keine Lust mehr zum Offroad-Fahren. Und so haben wir einen nicht verplanten Tag in Kanab übrig. Wir sind um 4 Uhr wach und überlegen, wie wir diesen Tag sinnvoll nutzen könnten. Kanab ist der optimale Ausgangspunkt für zahlreiche Gebiete, u. a. den Zion Nationalpark. Da waren wir schon ein paar Tage vorher und waren trotz überwiegend bewölktem Wetter wieder total begeistert.
Am Montag, 17. November 2014 ist das Wetter deutlich besser und wir können auch den Indian Summer richtig genießen. Auch diesmal stehen immer wieder Weißwedelhirsche neben der Straße. Einmal macht uns ein Japaner auf einen Bighorn-Schafbock aufmerksam. Kurz darauf entdecken wir eine Herde weiblicher Bighorns, leider zu weit weg zum Fotografieren.
Wenn Sie einen jungen Kerl einem orangefarbenen Pullover sehen...
Beim Temple of Sinawa finden wir wieder keinen regulären Parkplatz, genau so wenig wie bei den Emerald Pools. Also parken wir gegenüber bei der Lodge. Auf dem Parkplatz steht ein Bus mit laufendem Motor – neben einem Schild mit der Aufschrift „Motor abschalten". Am Ausgangspunkt zum Wanderweg steht eine Frau mittleren Alters, die ständig zwei Namen ruft. Nach der Frage, ob wir jetzt da rauf gehen, richtet sie eine Bitte an uns: Wenn wir jungen Kerl mit einem orangefarbenen Pullover sehen, sollen wir ihm sagen, dass sie schon am Bus warten. Das machen wir gerne!
Wir hören die Frau weiter rufen und auch den Bus immer wieder hupen. Eine Viertelstunde später begegnet uns ein Vater-Sohn-Duo. Der Sohn trägt einen orangefarbenen Pullover. Wir fragen die beiden, ob sie mit dem Bus da sind und teilen Ihnen mit, dass sie bereits erwartet werden. Der Vater entgegnet atemlos, dass sie eine blonde Frau suchen. Die Frau am Parkplatz war blond und hatte einen unüberhörbaren britischen Akzent, genau wie der Mann vor uns, und sie sucht nach ihnen. Die beiden laufen weiter. Wir malen uns noch kurz aus, wie das Wiedersehen der drei verlorenen Wanderer aussehen könnte und sind froh, dass die britische Familie bald wieder vereint sein würde.
Ein Hauch von Weeping Rock und Eiszapfen an den Felsen
Nachdem wir nicht mehr nach verlorenen britischen Jugendlichen in auffälligen Pullovern Ausschau halten müssen, können wir uns wieder mehr auf die Umgebung konzentrieren. Auf den ersten Blick ist eher der Weg das Ziel. Der Lower Emerald Pool ist nicht unbedingt hoch spektakulär, genau wie die kleinen Wasserfälle, die kaum Wasser führen. Der Weg ist teilweise nass und war am Morgen sicher glatt. Kurz nach Mittag liegt das Schild „Caution – Ice" neben dem Weg. Das Wasser, das von den Felsen herunter tropft, erinnert an den Weeping Rock.
Am meisten fasziniert mich das Eis in den Büschen neben dem Wanderweg. Die Eiszapfen, die von den Felsen hängen, entdecke ich erst auf dem Rückweg. Endlich erleben wir auch die schönen Seiten des Winters.
Mit Knieverletzung in unwegsamen Gelände unterwegs
Der Trail zum zweiten Pool wird als „moderate" eingestuft. Wir müssen über ein paar Felsen klettern, teilweise auch über Felsstufen. Der Großteil der zahlreiche Wanderer ist mit Bergschuhen unterwegs, einige auch mit Wanderstöcken, und eine Frau mit einem Stock und einer Knie-Schiene. So eine Schiene musste ich bei einer Meniskusverletzung nach einem Fahrradunfall tragen. Natürlich hat die etwas gehandicapte Dame massive Probleme beim Abstieg in diesem unwegsamen Gelände. Um es ihr nicht noch schwerer zu machen, bleibe ich stehen und lasse sie vorbei. Sie bedankt sich mehrfach und erklärt, dass ihr Mann zu Angel’s Landing geht und sie sich für die Pools entschieden hat. Much better choice! Die beste Wahl wäre sicher ein Spaziergang in der Ebene oder maximal bis zum ersten Pool gewesen, der auf einem gut angelegten Wanderweg erreichbar ist. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, so eine Tour mit einer Knieverletzung zu unternehmen.
Als ich endlich beim zweiten Pool ankomme, ist Manfred schon fast mit dem Fotografieren fertig. Also mache ich nur noch ein Foto von ihm in Aktion. Mittlerweile liegt schon wieder fast alles im Schatten. Also gehen wir nicht mehr zum Upper Pool weiter, sondern treten den Rückweg an.
Nach wenigen Minuten treffen wir wieder die Frau mit der Knie-Schiene, die immer noch sichtlich mit dem unwegsamen des Geländes kämpft. Bei einer frischen Verletzung würden wir sofort Hilfe Unterstützung anbieten. Aber immerhin haben wir heute schon einer Familie geholfen, die sich aus den Augen verloren hat. Und die haben sich nicht freiwillig für so ein Abenteuer entschieden...